Eine Glocke aus dem 15. Jahrundert in der Nicolaikirche des 20. Jahrhunderts
Eine Geschichte, die so nur das Leben schreibt:
In Vorhelm haben nach dem 2. Weltkrieg viele evangelische Familien aus dem oberschlesischen Rösnitz eine neue Heimat gefunden.1978 plante man eine evangelische Kirche für Vorhelm. Die ehemaligen Rösnitzer schlugen den Namen ihrer alten Kirche für die neue Kirche in Vorhelm vor. So konnten sie endlich eine neue Glaubensheimat im neuen Wohnort Vorhelm finden. Durch Kirchbauverein und viele Einzelspenden wurde die Vision einer eigenen evangelischen Kirche in Vorhelm bald Wirklichkeit.
Zeitgleich fand der damalige Gemeindepfarrer Werner Günther während eines Urlaubs in einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg in einer Kirche eine alte Leihglocke aus dem 15. Jahrhundert. Sie war aus einem oberschlesischen Ort während des 2. Weltkriegs zur Einschmelzung nach Deutschland gekommen, dann aber, als der Krieg endlich vorüber war, in eine Kirche ohne Glocke aufgehängt worden. Konnte es sich dabei um eine der ehemaligen Glocken der Rösnitzer Nikoliaikirche handeln?
Nachforschungen ergaben: Die oberschlesische evangelische Kirche war im Krieg zerstört worden, aber eine der Glocken war unversehrt geblieben und läutete nach dem Krieg in Murrhardt. Also tat man alles, um die Glocke in die neue Nicolaikirche in Vorhelm zu bekommen.
War die Vorhelmer Kirche zunächst ganz ohne Glockenturm geplant, wurde schnell umdisponiert: Durch viele Spenden wurde es möglich die Glocke aus Baden-Württemberg zu holen, einen Glockenturm zu bauen und eine weitere Glocke anzuschaffen. Daher hat die Nicolaikirche gegen den damaligen Zeitgeist, kirchliche Mehrzweckgebäude ohne Glocken zu bauen, einen eigenen Glockenturm mit einer Marien-Glocke aus dem 15. Jahrhundert.